Future

BUTLER-INDUSTRIE

Wie sieht die Zukunft vom Bau aus? Eine Welt, in der die Bauindustrie durch mehr Freiberufler und preiswerte Technologien noch stärker fragmentiert ist als heute. Die individuellen Kundenerwartungen sind sehr anspruchsvoll und können mit Technologien wie dem 3D Druck individuell erfüllt werden.
March 11, 2021
Ein Tag in 2050

Ein modernes Ferienhaus im Allgäu mit Holzterrasse, schönem Garten und geräumiger Garage für das selbstfahrende Auto - davon haben Christine und ihr Ehemann schon immer geträumt und heute wird es zur Wirklichkeit. Christine wacht mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf. Voller Aufregung zieht sie sich an, setzt ihre Augmented-Reality-Brille auf und nimmt schnell einen Smoothie ein, bevor sie mit der Hochgeschwindigkeitskapsel von München ins Allgäu fährt. Als die Regierung mit dem Bau dieses neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes begann, kauften Christine und ihr Mann sofort ein schönes Anwesen auf dem Land. Wie alle ihre Freunde folgt Christine dem Build it Yourself Trend (BIY) und möchte ein einzigartiges Zuhause mit individuellem Stil haben. Durch 3D-Drucktechnologien sind maßgeschneiderte Häuser auf dem Vormarsch. Zum Beispiel hat ein befreundetes Paar gerade ein wunderschönes Haus im schwedischen Stil gebaut.

Um ihren Traum von einem modernen Ferienhaus zu erfüllen, entwarf Christine zusammen mit ihrem Mann ein 3D-Modell in der BIY-App. Gleich nachdem sie es auf die BIY-Plattform hochgeladen hatten, fanden sie ihren idealen Partner - Peter, ein freiberuflicher Projektleiter und Designer mit Erfahrung in modernen Häusern. Christine und Peter haben auf der BIY-Kooperationsplattform kontinuierlich aus der Ferne zusammengearbeitet, um das Haus ihrer Träume virtuell zu gestalten und zu bauen.

Als Christine im Allgäu ankommt, kann sie es kaum erwarten, Peter persönlich zu treffen. Sie tritt aus der Kapsel, schließt die Augen und atmet tief durch, um die frische Landluft zu genießen. Es ist für sie immer noch schwer zu glauben, dass dies nicht nur ein Urlaub ist, sondern bald ihr Alltag sein wird. Sie versteht, warum alle Ärzte den Menschen heutzutage empfehlen, sich von den verschmutzten Städten in kleine Dörfer zu begeben. Auf der anderen Seite der Kapselbahn sieht sie einen Mann, der ihr zuwinkt. Bald erkennt ihn ihre Augmented-Reality-Brille: Es ist Peter.

Während er darauf wartet, dass Christine auf die andere Seite der Fahrbahn kommt, driften Peters Gedanken ab. Seit mehr als zehn Jahren ist er professioneller Designer und Bauprojektleiter. Der größte Teil seiner Projekterfahrung besteht in der Planung und Betreuung von privaten, modernen Häusern. Seine Hauptaufgaben sind die Erfüllung von Kundenwünschen und die Sicherstellung der technischen Umsetzbarkeit. Da die lokalen Bauvorschriften vereinfacht wurden, kann die Viel-falt der EU-Bürger leichter in ihren Entwürfen zum Ausdruck kommen. Er ist auch für die Einhaltung des anfänglichen Kosten- und Zeitrahmens verantwortlich. Es ist ihm sehr wichtig, vom Anfang bis zum Ende des Bauprojekts an der Seite des Kunden zu sein. Es fasziniert ihn, und er ist sehr stolz, wenn er auf die Wünsche seiner Kunden eingehen und sie nach dem Einzug in eines seiner fertigen Gebäude glücklich sehen kann. In der Regel finden die ersten Treffen und Gespräche virtuell über die BIY-Plattform statt. Später gibt es in der Regel ein physisches Treffen, bei dem die letzten Details des Gebäudes besprochen werden.

Anhand von Christines Zeichnungen und ihrem Grundmodell konnte er einen detaillierten digitalen Zwilling des zukünftigen Hauses entwickeln. Durch Augmented Reality konnte er ihr eine vollständig modellierte 3D-Version des Gebäudes, des Gartens und sogar der Umgebung zeigen. Nicht nur die Außenansicht, sondern auch alle Räume im Inneren des Gebäudes sowie die gewünschten Möbel wurden visualisiert. Heute ist die Abschlussbesprechung, um vor Baubeginn eventuelle Änderungen vorzunehmen. Weitere Änderungswünsche können noch während der Bauphase umgesetzt werden, da der Gesamtprozess bis zur letzten Sekunde sehr flexibel gestaltet ist. Durch Virtual Reality haben die Kunden jedoch eine genaue Vorstellung vom zukünftigen Gebäude, was entscheidende Änderungswünsche auf ein Minimum reduziert.

Nachdem sich Peter Christine vorgestellt hat, gehen sie zu einem der autonomen Wagen vor dem Bahnhof, der sie zur Baustelle bringt. Auf ihrem Weg besprechen Christine und Peter einige letzte Details. Peter kann auf seine langjährige Erfahrung zurückgreifen und eine künstliche Intelligenz hilft ihm bei der Gestaltung. Die künstliche Intelligenz gibt Warnmeldungen zurück, wenn bestimmte Ideen in der Vergangenheit nicht zur langfristigen Kundenzufriedenheit geführt haben. Jedes Mal, wenn eine endgültige Version fertig ist, fügt Peter das 3D-Modell in seine Online-Bauplattform ein. Der intelligente Algorithmus der Plattform berechnet Arbeitsaufwand, Rohstoffe und Maschinen, die für den Bau dieses Projekts benötigt werden. Zusätzlich wird eine statische Berechnung durchgeführt.

In mitten des Gesprächs beginnt das autonome Auto abzubremsen. Peter und Christine werfen einen Blick aus dem Fenster. Sie entdecken das Grundstück, das von einigen Lastwagen und Maschinen umgeben ist. Schließlich stoppt das Auto sanft davor. Peter verlässt das Auto und stellt Christine Bob vor, dem Bauarbeiter, der für die Überwachung der Baustelle verantwortlich ist. Peter fand Bob über einen Online-Marktplatz. Online-Marktplätze sind unerlässlich, um sich einen Überblick über die aktuelle Situation und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, Rohstoffen, Logistik und Maschinen zu verschaffen. Peter versucht immer, die optimale Kombination von Arbeitskräften und Hardware zu finden, um das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erzielen. Nachdem Peter den Kostenrahmen berechnet hat, verteilt er die Ressourcen. Dies ermöglicht es ihm, Mitarbeiter über eine globale Freelancer-Plattform einzustellen und sie nach Erfahrung, Bewertung und Verfügbarkeit auszuwählen. Peter entschied sich, Bob für dieses Projekt zu engagieren, da er ein sehr erfahrener Arbeiter ist und von den bisherigen Kunden der Plattform sehr geschätzt wird. Mehr als 30 Jahre lang hat Bob Hunderte von Bauprojekten realisiert. Er wuchs in München auf und war an die harte körperliche Arbeit gewöhnt, die mit seinem Beruf verbunden war, aber er passte sich auch an das neue digitale Zeitalter auf Baustellen an.

Nachdem sie sich kennengelernt haben, setzen Peter, Bob und Christine ihre VR-Brillen auf und gehen durch das angezeigte Haus. Während sie an der Nordseite des Gebäudes vorbeigehen, wird eine Warnung des Gebäudes angezeigt, dass zu wenig Sonnenlicht in das Badezimmer gelangt. Peter empfiehlt, größere Fenster mit einem speziellen Glasmaterial zu verwenden, das nur von innen transparent ist. Christine stimmt der vorgeschlagenen Änderung zu und sie fügen sie dem Modell hinzu.

Christine erkennt, dass sie sich noch nicht sicher ist, wo die Tür im Wohnzimmer platziert werden soll. Unsicher wendet sie sich an Peter, der ihr nach Rücksprache mit Bob versichert, dass Änderungswünsche während des gesamten Bauprozesses berücksichtigt werden können, solange die entsprechenden Teile noch nicht gebaut sind. Dennoch beschließen sie, die Tür zu bewegen, und Peter setzt diese Änderungen schnell im Modell um, woraufhin diese mit der Projektmanagement-App synchronisiert werden. Anschließend synchronisiert Bob das Modell mit seinen Geräten und Maschinen. Die Projektmanagementsoftware hat bereits festgelegt, welche Maschine in welchen Zeitfenstern arbeiten muss. Wie von der Software empfohlen, beginnt Bob, das Modell mit seinem Bagger zu synchronisieren, der zunächst autonom das Loch für das Untergeschoss ausgräbt. Gleichzeitig nimmt er seine Baumaschine in Betrieb, die eine angepasste Version eines 3D-Druckers ist. Er kann sich selbst bewegen und den Beton sehr genau und schnell auftragen. Bob konfiguriert die Maschine für die zu verwendenden Materialien - angepasst an die Wünsche von Christine. Erleichtert und stolz auf ihr Design, beobachtet Christine schließlich, wie der Bagger seine Arbeit aufnimmt.

Nachdem der Bagger fertig ist, fährt die Baumaschine zu ihrem Ausgangspunkt und Bob weist den Kran auf dem LKW an, die Baumaschine mit Materialien zu versorgen. Er erinnert sich an die alten Zeiten, in denen er selbst schwere Maschinen bedienen musste. Heute kann er mithilfe von kleinen Geräten mit intuitiven Benutzeroberflächen alle großen Maschinen bedienen. Seine jüngeren Kollegen sind ganz anders, eher schwach und wissen nicht, wie die Arbeit vor 30 Jahren war. Er ist froh, dass sich die Zeiten geändert haben, denn jetzt kann er seinen Körper schonend behandeln und dabei effizienter arbeiten als je zuvor.

Während der 3D-Drucker mit den ersten Schichten beginnt, überprüft er den Zeitplan des Projekts und sieht, dass alle fehlenden Ressourcen wie Streichroboter, vorgefertigtes Dach und Möbel pünktlich ankommen. Nachdem die ersten Schichten des Hauses fertiggestellt sind, setzt Bob seine Drohne ein und erfasst erste Echtzeitdaten, um sie mit dem digitalen Zwilling in der Projektmanagement-App zu vergleichen. Bis jetzt funktioniert sein 3D-Drucker einwandfrei.

Am Abend trifft Christine ihren Mann zum Abendessen und freut sich, ihre Erfahrungen mit ihm zu teilen. Sie sind sich einig, dass sie mit der freiberuflichen Prägung der Bauwirtschaft in der heutigen Zeit sehr zufrieden sind. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn ihre individuellen Ideen von Peter aufgegriffen und sorgfältig geprüft werden. Als Freelancer kann er sich ganz auf ihr Traumhaus konzentrieren und sie wissen, dass ihr Haus in guten Händen ist.

Dieses Szenario wurde während des Trendseminars - eines Kooperationsprojekts mit dem Center for Digital Technology and Management entworfen. Autoren: Joana Haase, Kai Siebenrock, Sebastian Erhardt, Benedict Gruber, Maximilian Deichmann, Simon Höferlin

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